Zentrale Ergebnisse & Fazit
Grundsätzlicher Bedarf
Einführend lässt sich herausstellen, dass die Notwendigkeit für ein Unterrichtsprogramm zur Prävention von Essstörungen von 55% der Befragten als sehr hoch oder hoch eingeschätzt wird. So wundert es nicht, dass eine große Mehrheit (82%) bekundet, ein entsprechendes Programm – sofern vorhanden – in der Praxis einsetzen zu wollen.
Insbesondere für die Schülerinnen wird ein Informations- und Beratungsbedarf im Bereich Übergewicht (75%), Magersucht (73%) sowie Ess-Brech-Sucht (52%) gesehen. Die Relevanz der Thematik Binge-Eating-Disorder wird mit 27% als eher gering eingestuft. Der Bedarf bei den Schülern wird vorrangig in der Bearbeitung der Thematik Übergewicht (70%) angesiedelt. Magersucht (34%), Ess-Brech-Sucht (21%) sowie Binge-Eating-Disorder (17%) sind nach Einschätzung der Befragungsteilnehmenden weniger bedeutsam.
Umfang & Aufbau einer Intervention
Im Fokus der Befragung stand zudem, wie ein mögliches Unterrichtsprogramm zur Prävention von Essstörungen aufgebaut und strukturiert sein sollte, um eine Einbettung in die Unterrichtsorganisation zu erleichtern. Mit Blick darauf sollte ein Unterrichtsprogramm vornehmlich 1 bis maximal 3 Einheiten (50%) oder 3 bis maximal 5 Einheiten (39%) umfassen. Die Länge der Unterrichtseinheit sollte nach Einschätzung der Befragten vorrangig bei 90 (58%) oder 45 Minuten (34%) liegen.
Hinsichtlich der Strukturierung sprachen sich 42% aller Lehrkräfte und pädagogischen Fachkräfte für die Modulform (einzelne Unterrichtseinheiten verteilt über einige Wochen) und 42% für den Projektunterricht (einmalig an ein bis max. zwei Tagen) aus.
Von wesentlicher Bedeutung ist, dass 76% aller Befragten thematische Anknüpfungspunkte im Lehrplan sehen, die eine effektive Einbindung eines Unterrichtsprogramms ermöglichen und unterstützen würden. Dabei wird die Relevanz der Thematik Essstörungen für beide Geschlechtergruppen als gleichermaßen bedeutend eingeschätzt: 93% der Befragten wünschen sich ein Unterrichtsprogramm sowohl für Schülerinnen als auch für Schüler. Dabei sollte das Programm aus Sicht der Befragungsteilnehmenden sowohl geschlechtsspezifische als auch koedukative Einheiten (60%) beinhalten.
Fazit & weiteres Vorgehen
Zusammengefasst sprechen die Ergebnisse dafür, dass ein grundsätzlicher Interventionsbedarf sowie im Speziellen ein Bedarf hinsichtlich eines Unterrichtskonzepts zur Prävention von Essstörungen an beruflichen Schulen besteht.
Ein Großteil der Befragten würde ein Unterrichtsprogramm selbstständig durchführen, wenn im Vorfeld eine Qualifizierung für die Implementierung und praktische Durchführung des Programms angeboten würde.
Aufgabe der nächsten Wochen und Monate wird sein, auf Basis des eindeutigen Votums für ein Präventionsangebot an beruflichen Schulen, mögliche Umsetzungsstrategien zu entwickeln sowie Projektpartner zu rekrutieren.
Abschließend bedanken wir uns nochmals bei allen Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmern für die engagierte Unterstützung!
Quellen
Hölling, Heike; Schlack, Robert (2007): Essstörungen im Kindes- und Jugendalter. Erste Ergebnisse aus dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS). In: Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesund-heitsschutz 50 (5/6), S. 794-799. Heidelberg: Springer Verlag.
Stab, N. und Hacker, W. (2008): Prävention und Gesundheitsförderung bei sozial benachteiligten Jugendlichen in berufsbildenden Schulen. In: Prävention und Gesundheitsförderung (3) 2: S. 87-94.